BUSINESS
Mit der Extrameile zum Erfolg

Er kam, sah und lief eine Extrameile. Zusatzmeter, die Marcello Concilio heute zu einem erfolgreichen Pressesprecher eines großen Textilfilialisten gemacht haben. Wie es dazu kam und wie attraktiv sein Job wirklich ist, hat uns der stilsichere und bodenständige Pressesprecher von Ernsting’s family persönlich verraten.

Marcello, du lebst täglich in einem Job, den sich viele wünschen – du bist Pressesprecher. Eine Position, die in unserer heutigen Zeit sehr beliebt und gefragt ist. Wie bist du dazu gekommen?

Das ist eine etwas längere Geschichte, warum ich den Job mache, den ich heute mache. Es gibt drei Dinge, die mich immer begleitet haben und die ich liebe: Mich inspiriert das Thema „Mode“, ich liebe Sprache und Sprachen, und ich bin ein absoluter Fan davon, neue Dinge auszuprobieren, neue Menschen und ihre Geschichten kennenzulernen und neue Länder zu bereisen. Ich habe mir dann Gedanken darüber gemacht, was ich damit anstellen kann und den Entschluss getroffen, mich in die Welt der Medien zu stürzen, einen Weg, den viele gerne gehen möchten. Daraufhin folgten diverse Praktika, ich habe bei einer Tageszeitung gearbeitet und mich bei der RTL Journalisten-Schule beworben, was letztendlich nicht geklappt hat. Ich habe dann den Reset-Knopf gedrückt und mich hinterfragt, was ich stattdessen machen möchte und irgendwo gelesen, dass es PR-Agenturen gibt – etwas, das ich bis dahin nicht kannte. Ich arbeitete in den darauffolgenden sieben Jahren bei den verschiedensten Presseagenturen und bin dann schlussendlich auf Unternehmensseite bei Ernsting’s family gelandet, wo ich auch heute immer noch bin.


Pressesprecher klingt sehr aufregend. Was sind deine Aufgabenbereiche?

Ich glaube, das lässt sich gar nicht so allgemein fassen, was ein Pressesprecher macht, weil das immer von Job zu Job unterschiedlich ist.

 Als ich angefangen habe, war ich ganz allein, d.h. das waren mehr so klassische Dinge, wie Anfragen von Journalisten beantworten oder darauf zu schauen, dass wir gut in den Medien repräsentiert werden. Mittlerweile ist aber so vieles mehr hinzugekommen. Ich habe jetzt ein Team von elf Personen, wir verantworten die interne und externe Kommunikation, den ganzen Social Media Bereich, Events und die Nachhaltigkeitskommunikation – also es ist viel, viel mehr geworden. 

Du bist nicht Pressesprecher bei irgendeinem Unternehmen, sondern lebst deine Position mit viel Herzblut bei Ernsting’s family aus. Ein deutsches Textileinzelhandelsunternehmen, welches beachtliche Zahlen schreibt. Aktuell ist man mit rund 1.900 Filialen in Deutschland und Österreich aufgestellt, hat eine mehrfach ausgezeichnete Online-Präsenz und beschäftigt rund 12.000 Mitarbeiter/innen. Im Geschäftsjahr 2018/19 verzeichnet man einen Umsatz von 1,15 Milliarden Euro. Das sind Zahlen, von denen viele Unternehmen träumen. Wie hoch ist der Druck als Pressesprecher für solch ein Erfolgsunternehmen zu arbeiten?

Wir in der Kommunikationsabteilung haben nur einen mittelbaren Einfluss auf die tatsächlichen Umsatzzahlen. Ob sich jetzt das Shirt oder die Hose mehr verkaufen, hat mehrere Faktoren. Da kommt es dann darauf an, ob wir die Leute im Marketing erreichen, ob die Filialen ansprechen und die Prospekte einladend und gut sind. Wir in der Kommunikation haben da keinen direkten Einfluss darauf, sondern sind eher dafür da, ein gutes Image von uns zu positionieren und somit Ernsting‘s family in den Köpfen unserer Kunden gut zu platzieren, sodass die Menschen positive Attribute mit uns verbinden und in letzter Instanz gern bei uns einkaufen. Das ist natürlich eine ständige Herausforderung und eine große Aufgabe. Was für uns jedoch ein wichtiger Treiber ist, sind weniger irgendwelche Kennzahlen, sondern zu wissen „Okay da sind 12000 Menschen, die daran hängen und eine Familie, die dahinter steht.“ Ernsting’s family ist ein Familienunternehmen und da hat man natürlich eine große Verantwortung dieser Familie gegenüber, die mit ihrem Namen hinter der Marke stehen. Diese Faktoren sind für uns, auch speziell für meine Arbeit, fast wichtiger als der Abverkauf einzelner Kleidungsstücke. Ein schlechtes Image wirkt sich dann nämlich auch negativ auf Abverkäufe und Umsätze aus. 

Was ist das Erfolgsrezept von Ernsting’s family?

Ernsting‘s family besetzt glaube ich wie kein anderes Unternehmen in Deutschland und in Österreich den Begriff „Familie“. Bei uns geht es ja auch schon deutlich aus dem Namen hervor „Ernsting‘s family – von fröhlichen Familien empfohlen“. Wir kommunizieren es nicht nur nach außen, sondern leben es auch im inneren Kern, in unserer ganzen Kommunikation und in der Kundenbeziehung. Da gibt es zum Beispiel viele Menschen, die als kleines Kind schon bei uns eingekauft haben und jetzt immer noch zu uns kommen. Aber auch in der Kommunikation im Unternehmen ist sehr familiär, alle Türen sind offen. Wir haben flache Hierarchien, selbst beim CEO kann man immer hinein gehen, das ist eine Kommunikation auf Augenhöhe.

Was erfüllt dich besonders an deinem Arbeitsalltag? Was genau gibt dir Glücksgefühle?

Ich tue mich immer ein bisschen schwer mit dem Begriff „Arbeitsalltag“, ich würde mich nämlich freuen, wenn ich einen Arbeitsalltag hätte, doch die Realität sieht anders aus; jeder Tag ist bei mir unterschiedlich. Ich nehme mir täglich aufs Neue so viele Dinge vor und dann passieren doch unerwartet unendlich viele andere Sachen. Insofern freue ich mich, wenn ich am Ende des Tages alle Mails beantwortet habe, das ist schon einmal ein Punkt. Worüber ich mich aber auch freue, sind Projekte, die wir uns mit dem Team überlegt haben dann letztendlich über die Ziellinie zu bringen und andere damit glücklich zu machen. Das ist zum Beispiel bei unseren Events so: Wir stecken immer sehr viel Arbeit in die Konzeption und Vorbereitung und es ist dann ein tolles Gefühl, wenn am Ende alles aufgeht, die Leute aus der Veranstaltung gehen und mit einem Lächeln im Gesicht über das Event erzählen. Das sind Dinge, die mich glücklich machen und mich jedes Mal aufs Neue bestätigen, dass ich den richtigen Job gewählt habe. 


Wenn du auf deine vergangenen Jahre in deiner Position als Pressesprecher zurückschaust – was waren so deine großen „Aha-Momente” auf dem Weg?

Natürlich ist in den letzten dreizehn Jahren viel passiert und es gab für mich so zwei, drei Dinge, die für mich die wichtigsten Stationen waren. Ein wichtiger Punkt war 2014 als unser CEO gekommen ist, weil es das Unternehmen noch einmal in eine ganz andere Richtung gebracht hat, wir uns weit strategischer aufgestellt haben. Das Schöne daran ist, dass ich täglich auf Augenhöhe mit ihm kommuniziere. Wir sind im ständigen Austausch, ich berichte direkt an ihn ohne Zwischenstationen und längere Wartezeiten. Es ist eine Freude, dass wir so eng und wertschätzend zusammenarbeiten. 

Ein zweiter großer Meilenstein
 war unser 50-jähriges Jubiläum 2018, wo ich die Ehre und Freude hatte, mit Barbara Schöneberger vor 9000 Menschen zu moderieren.

Das ist glaube auch so ein Highlight, was man nur einmal im Leben hat. Und ja, dann gibt es halt viele kleinere Dinge, die täglich dazu kommen.


Du gehörst heute zu einem der gefragtesten Pressesprecher – ein Weg voller Disziplin und Ehrgeiz liegt hinter dir – was würdest du auf dem Weg dahin als deine größten Lehren aus den vergangenen Jahren bezeichnen?

 Es gibt drei Dinge, die ich in der Zeit lernen musste und die wichtig sind, wie sich herausgestellt hat. Das eine ist, dass jeder Mensch anders ist! Das heißt, dass man nicht mit seiner Brille aus der Sicht der anderen denken darf. Man muss sich im Klaren sein, dass man gewisse Aufgaben so oder so abarbeiten würde, aber sobald man eine Aufgabe abgibt, ein anderer sie anders erledigen wird. Das heißt nicht, dass er sie besser oder schlechter machen wird, er macht sie einfach nur anders und damit muss man am Ende leben und es akzeptieren, denn man kann ja am Ende des Tages nicht alles allein mache. Das Zweite ist, dass man begeistert sein muss von dem was man tut, und das sag ich auch immer meinem Team. Ich möchte niemanden haben, der nur zur Arbeit kommt, weil er Geld verdienen möchte oder weil er sonst irgendwie Langeweile Zuhause hat. Ich möchte, dass man seine Arbeit liebt und mit Leidenschaft dabei ist. Klar gibt es auch Tage, wo man seinen Job vielleicht irgendwie verflucht und lieber etwas anderes machen möchte, aber im Großen und Ganzen muss man hinter dem Unternehmen stehen, man muss loyal sein und muss vor allem PASSION mitbringen. Und das dritte, was wichtig ist:

Man kann im 
Leben Abkürzungen gehen oder man kann, wie unser CEO gern sagt, die sogenannte Extrameile gehen.

Irgendwie hat es sich bei meiner Arbeit immer ausgezahlt, wenn ich die Extrameile gegangen bin. Es ist immer wichtig, sich dem großen Berg zu stellen und an sich zu glauben, dass man es schafft, denn genau dann schafft man es auch. Es ist wichtig, niemals die Hoffnung zu verlieren, dann zahlt es sich im Nachgang immer aus, sprich man sollte sich nie vor Herausforderungen scheuen und diese immer annehmen.

Mit zunehmendem Erfolg wächst man auch mit der eigenen Persönlichkeit. Welche Learnings hattest du auf deinem Weg zu deinem heutigen Erfolg?

Es sind die Menschen und ganzen Aufgaben, die uns mit der Zeit prägen, aber manchmal auch die Misserfolge. Selbstverständlich läuft es in 13 Jahren bei einem Unternehmen nicht immer nur rosig, es gibt dann auch mal Tage, die nicht so gut laufen. Was ich allerdings schon immer mitgebracht habe und was sich letztendlich auch ausgezahlt hat, ist die Tatsache, dass ich jemand bin, der nie aufgibt und den Kopf in den Sand steckt. Das heißt, auch wenn es mal negativ läuft, dann hilft es immer mit einem Lachen an die Sache heran zu gehen und sich zu sagen „Ach irgendwie schaff ich das schon!“. Es ist in dieser heutigen Zeit extrem wichtig, sich diesen Humor und Optimismus beizubehalten.  Außerdem ist es wichtig, das habe ich auch schon einmal an anderer Stelle erwähnt, diese Leidenschaft und Begeisterung mitzubringen und dies auf seinen Job zu übertragen, anstatt nur die Zeit abzusitzen.


Auf Twitter schreibst du „Mode, Medien, Menschen – was will ich mehr?“. Alle genannten Dinge treffen auf deinen aktuellen Job bei Ernsting’s family zu. Kann man dementsprechend daraus schlussfolgern, dass dich deine Position als Pressesprecher komplett erfüllt?

Mir macht mein Job Riesenspaß, sonst wäre ich nach so vielen Jahren nicht immer noch dabe. Jeder Tag ist anders und herausfordernd. Außerdem kommt mit der Zeit auch immer etwas Neues hinzu, was Abwechslung mit sich bringt.  Vor zehn Jahren kam das ganze Thema Social Media dazu, dann kam die Nachhaltigkeit und jetzt gerade geht es mehr in Richtung Unternehmenskultur, sprich „Was macht ein Unternehmen aus und wie nehmen wir unsere Mitarbeiter mit?“. Es gibt immer wieder neue Entwicklungen, die stärker in den Fokus geraten, in die man sich dann auch einarbeiten muss. Und genau DAS ist es, was mir super Spaß macht, insofern fühl ich mich pudelwohl.

Was sind die Schattenseiten eines Pressesprechers? Gibt es diese überhaupt? 

Es gibt natürlich auch bei Unternehmen wie Ernsting‘s family – auch wenn wir jetzt nicht so im Fokus der Öffentlichkeit stehen –mal Tage, die vielleicht nicht so gut sind. Denn andere Unternehmen versuchen uns auch mal an den Karren zu fahren oder Dinge über uns zu publizieren, wo wir dann gegenarbeiten müssen. Oder auch Tests, wo wir vielleicht mal nicht so gut abschneiden, dann kann es auch mal anstrengend werden. Vor fast zehn Jahren hatten wir mal einen Werbesport, da ging es um eine Kinderkollektion und da lief ein Elefant durch die Manege und hat mit seinem Schlauch die Kinder nass gemacht. Heute wäre das ja undenkbar, das Thema stand damals schon auf der Kippe. Um ehrlich zu sein hatte ich schon Bauchschmerzen damit und habe mich immer wieder gefragt, ob es wirklich ein Elefant sein muss. Und in der Tat, kaum war der Werbespot draußen kamen auch schon die ersten Anrufe und bei Social Media ging das Ding durch die Decke: „Was macht ihr denn da? Wilde Tiere im Zirkus gehen gar nicht“. Das war schon so ein Moment, wo wir sehr genau abwägen mussten, wo es stressig wurde und wo wir uns überlegt haben, wie genau wir jetzt vorgehen. Wir haben uns dann alle gemeinsam dafür entschieden, den Spot rauszunehmen, egal wie viel wir in die Produktion und Mediaabbuchungen investiert haben. Fakt war, das geht so gar nicht!  Zum Glück hatte sich das Bild dann wieder ruckzuck gedreht und plötzlich standen wir wieder als diejenigen da, die das VORBILD sind. Viele waren begeistert, dass wir kein schwerfälliger Tanker sind, sondern auf die Menschen gehört und reagiert haben. Es war dann auch schön zu sehen, dass man auch aus so einer Notlage wieder herauskommen kann, wenn man einfach irgendwie kurz nachdenkt, die Krone richtet und einfach weiter geht.


Jetzt gibt es noch den Moment eines persönlichen Statements. Was möchtest du den Menschen, die ebenfalls wie du Karriere machen wollen, mit auf dem Weg geben?

Ich glaube es sind drei Dinge, die wichtig sind, um gut und erfolgreich im Job zu sein. Das eine ist, dass man den Humor nie verliert und den anderen Menschen gegenüber immer ein Lächeln hat. Selena Gomez hat diesen großartigen Song „Kill‘em with kindness“ – das heißt, es hilft immer, den anderen gegenüber fröhlich und freundlich zu sein. Außerdem sollte man an sich glauben und sich nie verstellen, wenn man zum Beispiel das Gefühl hat, es ist gerade nicht das Richtige, was man tut. Dann sollte man diesem Gefühl auch nachgehen und authentisch bleiben. Das dritte ist, dass man sich vor Herausforderungen nicht scheuen sollte, dass man auch die Extrameile immer gehen sollte, wenn es möglich ist. Sicherlich ist es oft einfacher, den kurzen Weg zu gehen, aber das ist letztlich nicht immer der erfolgreichste Weg!

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